Mit 15 in die Unternehmensgründung

Henning Hünerbein hat innerhalb von 5 Jahren das geschafft, was viele schaffen wollen: Er hat mit 15 Jahren ein Unternehmen gegründet. Mit osna.live schuf er ein regionales Nachrichtenportal, das heute als Teil der 42Channels GmbH große nationale Publisher mit Content versorgt. Das Startup produziert dafür neben regionalen und überregionalen Content auch Videoinhalte. Neben seiner Rolle als Geschäftsführer der 42Channels GmbH, gehört Henning Hünerbein auch eine Holdinggesellschaft, mit der er sich an anderen Medien- und eCommerce-Startups beteiligt. 

Anderen, die es ihm nachmachen wollen, möchte er drei wertvolle Tipps mit auf den Weg geben:

  1. Fang einfach an. Du musst dich nicht direkt mit vollem Einsatz in die Gründung stürzen, es reicht, wenn du erstmal einfach nebenbei versuchst, deine Idee umzusetzen.
  2. Sei empfänglich für Kritik. Jede Kritik ist irgendwo berechtigt.
  3. Kontakte sind alles. Sieh zu, dass du dir ein großes Netzwerk aufbaust.

Mit seinen Medienunternehmen will er den Journalismus modernisieren. Für ihn bedeutet das: Junge Leute, die Themen aus einem frischen Blickwinkel betrachten. Ebenso seien eine Demokratisierung der Medien beispielsweise im Rahmen von Social Media, als auch eine intensive Nutzereinbindung essenzielle Elemente von modernem Journalismus. Des Weiteren können neue technische Finessen die Medienwelt revolutionieren. Hünerbein sieht hier insbesondere ausgehend von Künstlicher Intelligenz (KI) viel Potenzial: „Einige deutsche Medienkonzerne experimentieren bereits mit KI-Bots, die ähnlich wie Deep Fakes, die Stimme von Nachrichtensprechern imitieren, um das aktuelle Wetter oder auch News vorzulesen.“ Solche KI-basierten Technologien möchte er auch in seine Startups implementieren.

Allerdings reichen innovative Technologien alleine nicht aus, damit ein Unternehmen erfolgreich ist. Die Mitarbeiter*innen haben einen entscheidenden Anteil am Erfolg. Deshalb setzt Hünerbein auf einen progressiven Führungsstil, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern. Er hat großes Vertrauen in seine Mitarbeiter*innen. Wenig Präsenzkontakt und viel autonomes Arbeiten ist seine Devise. „Anders als meine Eltern, die ein Hotel führen, bin ich ein ziemlich lockerer Chef, was natürlich auch an der digitalen Unternehmensstruktur liegt“, verrät Hünerbein.

Um in die Position des Geschäftsführers zu kommen und minderjährig ein Startup gründen zu können, musste der Jungunternehmer aber zunächst einige bürokratische Hürden überwinden. Aufgrund seiner Minderjährigkeit war er nur beschränkt geschäftsfähig und konnte dadurch weder ein Unternehmen gründen noch wirksame Verträge abschließen. Dieses Recht musste er sich auf Grundlage des § 112 BGB vor dem Familiengericht einklagen: „Das Ganze dauert ziemlich lange und man benötigt ein gutes Durchhaltevermögen, denn für das Verfahren braucht man Stellungnahmen von der IHK über die Schule bis zum Jugendamt – und der größte Witz ist, es gibt keine eindeutigen Kriterien, der Paragraf wird von jedem Gericht anders interpretiert.“ Am Ende gehört also auch ein Quäntchen Glück dazu.

Durch die Unternehmensgründung ergab sich damals eine komplett neue Situation für Henning Hünerbein. Neben der Schule musste er fortan auch das Startup mit seinem Privatleben vereinbaren. Das fiel dem motivierten Gründer allerdings nicht so schwer. „Die Schule war nicht mein größtes Hobby“, erzählt er uns lachend. Das hängt auch damit zusammen, dass er den Status Quo des Schulsystems als kritisch betrachtet. Die Schule sei sehr langweilig und praxisfern, sodass man nur sehr wenig für Leben und Karriere mitnehme. Er wünscht sich, dass das Schulsystem realitätsnäher und gründungsaffiner wird. Wichtige Themen wie der Aufbau von Verträgen, das Wirtschaftssystem, Steuererklärungen, die Altersvorsorge und Investieren kämen viel zu kurz oder würden gar nicht behandelt. Gleiches gilt fürs Programmieren. Hünerbein hat sich damals das Programmieren selbst beigebracht. Anderen Schüler*innen, die gründen wollen, empfiehlt er ähnlich vorzugehen. Wer ein digitales Produkt entwickeln und verkaufen möchte, findet entsprechendes technisches Grundwissen oftmals über Suchmaschinen, sodass man sich vieles auch aus Eigeninitiative erarbeiten kann. Alternativ kann man aber auch auf Freelancer mit den gewünschten Skills zugehen und ihnen im Austausch gegen ihre Arbeit eine Unternehmens- oder Gewinnbeteiligung anbieten. Dafür ist es allerdings essenziell, gut vernetzt zu sein, damit man auch die passenden Personen findet. „Kontakte sind heutzutage maßgeblich relevant. Gleichzeitig war es nie leichter, Kontakte zu finden. Mit einer guten Story kann man sich auf sozialen Medien wie LinkedIn mit so gut wie jedem vernetzen.“ Abgesehen von Social Media bieten Initiativen wie startup.niedersachsen die Möglichkeit, viele Leute kennenzulernen.

Bereits in jungen Jahren blickt Henning Hünerbein auf eine erfolgreiche Gründungsgeschichte zurück. Allerdings ist er bislang laut eigener Aussage auch noch nicht durch eine fatale unternehmerische Krise auf die Probe gestellt worden. Dementsprechend locker blickt er in die Zukunft. „Wichtig ist die Herangehensweise“, sagt er. In diesem Punkt zeigen sich auch starke Parallelen zur Fehlerkultur des Unternehmens. „Klar hab ich Fehler gemacht. Ich habe beispielsweise zuerst mit einer falschen Rechtsform gegründet oder Verträge falsch gestaltet. Wenn man ein skalierbares Produkt hat und später mal Investor*innen beteiligen möchte, ist ein Einzelunternehmen natürlich problematisch. Aber die Fehler habe ich mittlerweile korrigiert. Das, was man lernt, setzt man dann eben um“, berichtet der Jungunternehmer.

Quelle: Startup Niedersachsen: https://startup.nds.de/henning-huenerbein-schueler-gruenden/