Mit VR gegen Süchte und Ängste

>>> Startup LobVR im Seedhouse

Kann Virtual Reality Menschen dabei helfen, Süchte und Ängste zu überwinden? Eine Gruppe Studierender aus Osnabrück ist davon fest überzeugt. Mit ihrer Idee für eine praktische Umsetzung sind sie im Januar in den Startup-Accelerator Seedhouse im WissenschaftsPark eingezogen. Hier verbessern sie aktuell ihren Prototypen und legen die Grundlage für ihre anstehenden Abschlussarbeiten – und für eine eigene Firma.

LobVR heißt das Projekt, an dem unter anderem Imke Mayer, Alexander Palatnik und Marc Viladrich arbeiten. Alle drei studieren, wie auch ihre Mitstreiter Sumin Kim und Timon Jäger, an der Universität Osnabrück Cognitive Science. Viladrich ist dafür aus Barcelona nach Osnabrück gekommen, Kim gar aus Korea. Das Studium und eine gemeinsame Idee hat die Gruppe zusammengebracht. Virtual Reality wird in den USA bereits in der Psychotherapie eingesetzt, dort vor allem in der Kriegstraumata-Bewältigung. Der Ansatz der Osnabrücker zielt auf die Suchttherapie ab.

Entwicklung mit Ameos Klinikum
In enger Abstimmung mit Therapeuten des Ameos Klinikums in Osnabrück entwickelte die Gruppe eine virtuelle Umgebung, die auf Konfrontationstherapie setzt. So findet sich beispielsweise der alkoholabhängige Patient in einer Situation wieder, in der er in einem virtuellen Zuhause leere Alkoholflaschen entsorgen muss, volle in den Ausguss kippen soll. Mittels VR-Brille und Controllern in den Händen wirkt die Situation erstaunlich real. „Glücklicherweise sind wir bei den Therapeuten auf sehr viel Interesse gestoßen und bekommen von ihnen wertvolles Feedback“, berichtet Alexander Palatnik.

Der Bedarf für eine VR-Ergänzung zu herkömmlichen Therapien ist vorhanden. „Für diese Art der Expositionstherapie fehlt oft die Zeit“, erklärt Imke Mayer. Eine andere virtuelle Umgebung versetzt den Patienten in den Supermarkt, wo er während seines Einkaufs immer wieder an Alkoholflaschen vorbeigehen muss. „Das lässt sich in der normalen Behandlung kaum darstellen“, ergänzt die 26-Jährige.

Klare Zukunftspläne
Im Seedhouse hat sich die Gruppe schnell eingelebt und Kontakte zu den anderen Startups in der ehemaligen Panzerwerkstatt geknüpft. „Hier haben wir endlich einen Platz, um uns ganz der Arbeit an dem Projekt zu widmen, das ist eine riesige Hilfe“, sagt Marc Viladrich. „Seit wir im Seedhouse sind, arbeiten wir täglich und dann auch den ganzen Tag an diesem Projekt.“
Mit dieser Arbeit wollen sie den Grundstein für ein weiteres Zusammenwirken und für ein gemeinsames Unternehmen legen. Deshalb bereitet die Gruppe auch schon einen Antrag auf ein EXIST-Gründerstipendium vor, das es ihnen ermöglichen soll, auch nach ihren Abschlüssen im Sommer gemeinsam ein Jahr weiter an dem VR-Projekt zu arbeiten. „Damit wären wir in der Lage, unsere eigene Arbeit zu finanzieren und vielleicht auch etwas mehr dringend benötigter Hardware zu kaufen“, erklärt Imke Mayer. Die Technik allerdings ist teuer und weitere Investoren kämen der Gruppe sehr gelegen. „Andernfalls müssen wir uns selbst eben ein bisschen mehr einschränken“, gibt sich Mayer kämpferisch.

„Wir glauben daran, dass Virtual Reality in Zukunft noch deutlich mehr an Bedeutung gewinnen wird und wir deshalb auf einem zukunftsträchtigen Weg sind“, ist Alexander Palatnik überzeugt. Weitere Anwendungsmöglichkeiten ihrer Idee entwickeln sie ebenfalls bereits, beispielsweise eine vergleichbare Konfrontationstherapie für Menschen mit Essstörungen. „Später möchten wir aber auch noch andere mentale Krankheit adressieren, sowie unserer Software weitere Features hinzufügen“, fügt Mayer hinzu.

Und warum der Hummer?
Markenzeichen der Gruppe und omnipräsent in ihrem Raum im Seedhouse ist der Hummer, der sich auch im Namen des Startups wiederfindet. Denn „Lob“ ist die Abkürzung für den englischen Begriff Lobster – Hummer. Die Erklärung für diese Wahl liefert Imke Mayer: „Der Hummer hat eine harte Schale, die er abwerfen muss, wenn er wachsen will. Und das ist genau der Moment, in dem wir die Menschen abholen wollen – wenn sie ihre Schutzhülle abwerfen müssen, um zu wachsen, wenn sie am verletzlichsten sind.“

www.lobvr.com